Politischer Diskurs

Den vielfältigen Herausforderungen der Schäfereibetriebe kann nicht allein auf betrieblicher und regionaler Ebene begegnet werden. Denn die Ausgestaltung der Agrarförderungen und der Umgang mit dem Wolf werden auf Bundes- und Landesebene entschieden. Als weiteres Aufgabenfeld im Projekt hat sich daher die Fachgruppe „Politik & Rahmenbedingungen“ gebildet, die Lösungsvorschläge für bestehende Herausforderungen ausarbeitet und an die Entscheidungsträger auf lokaler bis nationaler Ebene heranträgt. An dieser Fachgruppe sind neben Projektmitarbeitenden der Verbundpartner auch Schäfereibetriebe, die Obere Naturschutzbehörde, der Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen und der Fachdienst Agrarförderung/Agrarumweltmaßnahmen aus dem Werra-Meißner-Kreis beteiligt.

 

Weidetierhaltung und Gesellschaft

Weidetierhalter leisten der Gesellschaft einen wertvollen Dienst – sie fördern die Biodiversität und sorgen durch die Beweidung für den Erhalt der Funktionstüchtigkeit unserer so wichtigen Grünlandökosysteme. Umweltbildung kann diese Leistungen für jedermann erfahrbar machen – doch müssen diese Leistungen auch angemessen entlohnt werden.

 

Weidetierhaltung und Agrarförderung

Allein vom Verkauf von Fleisch und Wolle ist die Schäferei wirtschaftlich nicht mehr darstellbar. Wie andere landwirtschaftliche Betriebe auch, sind Schäfereien heute auf Agrarförderungen angewiesen. Die Förderkriterien der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) sind jedoch in der Praxis für viele Weidetierhalter problematisch; durch viele Fallstricke unterschiedlicher Förderprogramme laufen die Betriebe Gefahr, sanktioniert zu werden. Auch sind die Förderbeträge nicht ausreichend, um den Betrieben eine solide finanzielle Grundlage zu gewähren. Hier erfahren Sie mehr zur betriebswirtschaftlichen Situation der Schäfereibetriebe.

Die projekteigene Fachgruppe „Politik & Rahmenbedingungen“ unterstützt die Schäferschaft, bestehende Probleme zu kommunizieren und bringt sich aktiv in den Diskurs rund um die neue Förderperiode der GAP ab 2023 ein. Derzeit erarbeitet die Fachgruppe Empfehlungen zur Überarbeitung des Hessischen Programms für Agrarumwelt- und Landschaftspflegemaßnahmen (kurz HALM) und legt dabei besonderen Wert darauf, die ausgesprochenen Empfehlungen mit Daten und Fakten zu untermauern. Ziel ist es, die Zuwendungsbestimmungen für die naturschutzfachlich orientierte Beweidung im Allgemeinen und für die Schaf- und Ziegenbeweidung im Speziellen zu verbessern und mehr  Flexibilität für eine standortangepasste Nutzung zu schaffen, die den Naturschutzzielen besonders zuträglich ist.

 

Weidetierhaltung und Wolf

Die Rückkehr des Wolfes polarisiert. Während einige Naturschutzverbände den Wolf willkommen heißen, fürchten Weidetierhalter um ihre Existenz. Die Crux: Die Beweidung artenreicher Kulturökosysteme dient anderen Naturschutzzielen als es die Rückkehr des Wolfes tut – diese beiden Ziele werden zunehmend konfliktär und die Weidetierhaltung befindet sich inmitten dieses Konfliktes.

Wie aber verändert die faktische Präsenz des Wolfes die Weidetierhaltung in unserer Region? Wie reagieren die Betriebe? Wie ist die gesellschaftliche Haltung zum Konflikt und zu den Leistungen der Weidetierhaltung? Wie wird die Zusammenarbeit der Akteure in betreffenden Sachverhalten bewertet? Und welche Wege sind zu gehen, um eine Koexistenz zwischen Wolf und Weidetierhaltung zu ermöglichen? Zu diesen und weiteren Fragen hat das Projekt einen breiten, mit der Weidetierhaltung in Verbindung stehenden Akteurskreis aus der Werra-Meißner-Region interviewt und die Ergebnisse in einer Fallstudie zusammengetragen. Die Fallstudie „Reaktionen der Weidewirtschaft und ihres Umfelds auf die Rückkehr des Wolfes“ steht Ihnen zum Download bereit.

Die Weichenstellungen für eine flächendeckende Prävention werden jedoch auf Bundes- und Landesebene gestellt. Durch die Teilnahme an Rundgesprächen mit dem Hessischen Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (HMUKLV) kann das Projekt an Lösungswegen mitwirken. Auf Anfrage des Ministeriums wurden darüber hinaus schriftliche Empfehlungen zur Ausgestaltung des Wolfsmanagementplans sowie zur Optimierung der Richtlinie Weidetierschutz erarbeitet.

 

Stand: Juli 2022


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