Flächensicherung

Zum Ausbau von Beweidungskonzepten und zur Vernetzung der Schafkorridore nimmt die Flächensicherung eine wichtige Rolle ein. Gerade in der heutigen Zeit, in der der Flächenmarkt sehr umkämpft ist und ein kontinuierlicher Wegfall von landwirtschaftlichen Flächen zu verzeichnen ist, ist es für landwirtschaftliche Betriebe wichtig, planbar und wirtschaftlich arbeiten zu können. Dazu gehören Pachtverträge mit festen Laufzeiten. Nicht selten kommt es vor, dass die Nutzung einer Fläche „nur“ geduldet wird, jedoch kein fester Pachtvertrag besteht. Unter diesen Voraussetzungen ist es dem landwirtschaftlichen Betrieb dann kaum möglich, Prämien für die Fläche zu beantragen, die er braucht, um wirtschaftlich arbeiten zu können.

Die Herausforderung der Flächensicherung wird vom Verbundpartner Werra-Meissner-Kreis, Fachbereich 8 Fachdienst Landwirtschaft, unter Zuarbeit der Uni Kassel und des Geo-Naturparks übernommen. Das Arbeitsspektrum erstreckt sich von der Beratung der Flächen- und Grundstückseigentümer bis hin zum Grundbucheintrag. Bei der gesamten Abwicklung der Flächensicherung wird besonderes Augenmerk auf ein konfliktarmes und akzeptanzbildendes Vorgehen gelegt. Selbstverständlich legen wir auch großen Wert auf Diskretion.

 

Welche Flächen sind für das Projekt interessant?

Das Hauptaugenmerk liegt auf den naturschutzfachlich wertvollen Flächen. Dazu zählen neben den Magerrasen etc. auch Flächen, die bereits seit mehreren Jahren nicht mehr genutzt werden, brach liegen oder auch schon zum Teil verbuscht sind. Aber auch ertragsstarke Grünlandflächen sind, als saftige Weideflächen, für Schäfereibetriebe von Bedeutung. Bei den Betriebsbesuchen geben uns die Schäfereibetriebe oftmals genaue Hinweise, welche Flächen für sie interessant sind bzw. welche Flächen zurzeit nicht mehr in Bewirtschaftung sind. Der Werra-Meißner-Kreis kann anschließend die Eigentümerermittlung durchführen und in die Gesprächsverhandlung eintreten.

 

Arten der Flächensicherung

Die Abwicklung der Flächensicherung kann durch langfristige Pacht oder durch Kauf von Flächen erfolgen. Pächter bzw. Eigentümer wird der Geo-Naturpark Frau-Holle-Land. Dieser verpachtet die Fläche anschließend an einen ansässigen Schäfereibetrieb. Als weiteres Mittel steht uns der Flächentausch zur Verfügung.

 

Flächenpacht

Flächen sollen möglichst für einen Zeitraum von 20 Jahren angepachtet werden. Die Pacht wird dem Eigentümer mit einer Einmalzahlung im Voraus in abgezinster Form beglichen. Der Pachtpreis orientiert sich dabei an den ortsüblichen Preisen, um keine Wettbewerbsverzerrungen gegenüber den ortsansässigen Landwirten zu erzeugen. Damit die Projektziele auf der Fläche eingehalten werden, wird eine „beschränkt persönliche Dienstbarkeit“ eingetragen, in der die naturschutzfachlichen Ziele definiert sind. Alle anfallenden Kosten werden vom Projekt übernommen. Kürzere Pachtdauern sind möglich; dazu können wir zwischen Eigentümer und einem Schäfereibetrieb direkt vermitteln.

 

Flächenkauf

Flächen werden innerhalb des Projekts zum ortsüblichen Preis angekauft, um sie den Schäfereien dauerhaft zugänglich zu machen. Ähnlich wie bei der Flächenpacht, werden die naturschutzfachlichen Ziele des Projekts mit einer „beschränkt persönliche Dienstbarkeit" gesichert. Die komplette Kaufabwicklung, inklusive aller anfallenden Kosten und Gebühren, übernimmt das Projekt.

 

Flächentausch

Manchmal liegen wertvolle Flächen direkt an einem Beweidungskorridor eines Schäfereibetriebes, jedoch ist der Flächeneigentümer nicht an einer Verpachtung an das Projekt interessiert, weil er die Fläche z. B. bereits anderweitig verpachtet hat. Dann besteht die Möglichkeit, im Einvernehmen mit dem Eigentümer und dem Bewirtschafter, diese Fläche gegen eine andere, bereits durch das Projekt gesicherte Fläche zu tauschen.

Es kann auch vorkommen, dass die Schafkorridore der Schäfereibetriebe untereinander angrenzen und einzelne Flächen des einen im Schafkorridor des anderen liegen. Hier bietet das Projekt den Betrieben an, sie untereinander beim Flächentausch zu unterstützen.

 

Aktuelles

Um die dringendsten Engstellen und Probleme in den Beweidungskorridoren zu beheben, wurden im Projekt zunächst zahlreiche Einzelmaßnahmen bei den kooperierenden Schäfereibetrieben durchgeführt, unter der Voraussetzung, dass sie sich auch aus naturschutzfachlicher Sicht begründen ließen. Dies hat u. a. auch zu der inzwischen hohen Akzeptanz des Projekts bei den Betrieben beigetragen. Seit 2022 legt die Planung ihren Fokus nun verstärkt auf eine bessere Arrondierung der Maßnahmenflächen zum Zwecke einer funktionalen Biotopvernetzung. Hier konnte im Bereich des NSG Kripp- und Hielöcher (Gemeinde Berkatal), für den im Rahmen einer Vorstudie bereits detailliert Verbundpotenziale ermittelt wurden, durch die aus einer Insolvenz gekauften Flächen, z. T. auch über Tausch eine deutlich bessere Arrondierung der Weideflächen erzielt und neue Magerrasenflächen in die Beweidungsgänge der dortigen Hüteschäferei eingebunden werden. Auch im Bereich des Sulzbergs südlich von Witzenhausen, im FFH-Gebiet Werra- und Wehretal, gab es erste Erfolge bzgl. einer besseren Flächenvernetzung des dortigen Beweidungskorridors. Insgesamt konnten für die Beweidungskonzepte der 20 teilnehmenden Betriebe 170 Potenzialflächen ermittelt werden, die sich für eine Flächenaufwertung und bessere Vernetzung eignen (Stand April 2023). Ein Großteil dieser Flächen wurde bereits begangen und beplant bzw. es fanden zahlreiche Verhandlungen zur Flächensicherung statt.

 

Winterweide

Die Winterweide stellt bei vielen Schäfereien ein Engpass im Jahresverlauf dar, weil sie vorwiegend auf Fremdflächen stattfindet. Mit der nun verpflichtend gewordenen Mindestbodenbedeckung in sensibelsten Zeiten auf Ackerflächen (GLÖZ 6 aus der Gemeinsamen Agrarpolitik ab 2023), ergibt sich die Chance, wertvolles Winterfutter zu generieren und neue Kooperationen zwischen Ackerlandwirten und Schäfereien zu begründen. Denn eine Beweidung von Zwischenfrüchten kann positive Auswirkungen auf die Ackerflächen haben: u. a. muss weniger Aufwuchs eingearbeitet werden, es erfolgt eine Anregung des Bodenlebens über den Eintrag von Harn und Kot und die Trittwirkung der Schafe schützt vor Erosion und verringert Beeinträchtigungen durch Beikrautbesatz und Nager. Vor allem aber kann gutes Futter für die Schafe in der Herbst-/Winterzeit bereitgestellt und somit die Anzahl der Stalltage und das für die Zufütterung benötigte Heu deutlich reduziert werden. Das Projekt möchte diese Win-Win-Situation durch Vermittlung und Schaffung von initialen Anreizen (z. B. finanzielle Unterstützung bei der Anschaffung spezieller beweidungsgeeigneter und nicht abfrierender Saatgutmischungen) oder auch Recherchearbeiten und Veröffentlichungen weiter fördern und bekannter machen. Inzwischen besteht Kontakt zu einem engagierten und gut vernetzten Ackerbaubetrieb, der zunächst rund 40 ha Ackerland für eine Winterbeweidung mit Schafen zur Verfügung zu stellen möchte. Gespräche mit unseren Schäfereien sind angelaufen

 

Gesicherte Flächen

Bisher konnten wir 26 Flurstücke Grünland in der Größe von 15,5 ha langfristig pachten und 32 Flurstücke im Umfang von 11,7 ha kaufen. Es laufen aktuell weitere Kauf- und Pachtverhandlungen.

Sollten Sie Flächeneigentümer oder Bewirtschafter einer Fläche sein, die für das Projekt interessant sein könnte, dann kontaktieren Sie uns gerne über die Zentrale Anlaufstelle oder setzen Sie sich direkt mit dem Fachbereich 8 des Werra-Meißner-Kreises in Verbindung!

 

Stand: Mai 2023

Dienstbarkeit

Dienstbarkeit

Ist im Grundbuch eine "beschränkt persönliche Dienstbarkeit" eingetragen, ist derjenige, zu dessen Gunsten die Dienstbarkeit eingetragen ist, berechtigt, das Grundstück in einer bestimmten Art und Weise zu nutzen.

Die Eintragung durch das Projekt finden sie hier.

Kontakt

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Wenn Sie Fragen oder für das Projekt interessante Flächen haben, wenden Sie sich bitte an den Fachbereich 8 des Werra-Meißner-Kreises.


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